Heemkunde Lattrop Breklenkamp

M Rickhoff-Borggreve Frenswege

Auf einem Bauernhof bei Kloster Frenswegen

Erzählt von Frau M. Rickhoff-Borggreve aus Frenswegen
und aufgezeichnet von H.J. Asma

Ouders van M Rickhoff-Borggrevelch bin am 18. April 1905 geboren in der Ortschaft Hesepe bei Nordhorn auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe des heutigen Tiergartens. Weil diese Landwirtschaft klein war arbeitete mein Vater auch noch anderswo. Vom Jahre 1911 bis 1919 habe ich in Nordhorn die Volksschule besucht; danach bin ich einige Jahre bei meinen Eltern auf dem Bauernhof geblieben.
Als das Geld in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg ”kaputt” war (die Mark war damals so gut wie wertlos) bin ich als Hausgehilfin nach Reutum (Holland) gegangen bei der Schankwirtschaft Luttikhuis wo ich 150 Mark pro Jahr verdiente. Damals arbeiteten viele junge Mädchen und junge Manner als Hausgehilfin oder als Bauernknecht in den Niederlanden. Meine Schwester war damals Hausgehilfin         Foto hierboven: ouders van M Rickhoff-Borggreve       bei einem Wirt in Vasse in der Nähe der Kirche.
lm Jahre 1924 bin ich als Hausgehilfin nach Tilligte gegangen bei Verwandten von uns. Die Bäuerin war in gesegneten Umstanden: das dritte Baby würde in kurzem kommen und man brauchte Hilfe. ln Tilligte war ich auch auf dem Acker tätig: jäten, heuen, helfen bei der Roggen- und Kartoffelernte. Einmal habe ich drei Wochen Karloffeln geerntet: der Bauer pflügte und ich sammelte die Kartoffeln; nicht nur bei uns sondern auch bei den Nachbarn Ribbert und Rekers muszte ich helfen. Die ganze Ortschaft half einander ohne zu zahlen, das war Nachbarschafts-hilfe. Am Samstag wurde nicht auf dem Acker gearbeitet, dann muszte im und um den Bauernhoi gearbeitet werden.
Sowohl in Reutum wie auch in Tilligte muszte ich tüchtig arbeiten: es gab kleine Kinder die versorgt werden muszten und auszerdem die Arbeit auf dem Bauernhof. Aber das kannte ich schon: bei uns war es genau so. Jeden Morgen stand ich gewöhnlich um sechs Uhr auf und abends ging ich Früh zu Bett. Zuerst wurde aber zusammen den Rosenkranz gebetet, auf den Knien vor einem Stuhl.1 Miljard Mark
Eigentlich war ich nicht gerne in Holland, ich hatte oft Heimweh und wenn ich hörte dasz jemand Deutsch sprach muszte ich fast weinen. Als ich in Tilligte war, war da auch ein deutscher Pfarrer, er kam aus Mettingen. Bei ihm konnte ich in der Muttersprache beichten. Gewöhnlich hatte ich jeden zweiten Sonntag frei und ging dann über den Ootmarsumerweg und über einen Grenzübergang für Radfährer und Fuszgänger nach meinem Elternhaus.
Als ich dreiundzwanzig Jahre alt war bin ich bei einem Brückenwarter3 am Kanal Almelo-Nordhorn Haushälterin geworden weil seine Frau gestorben war.

Durch Ehe Deutsche geworden…

Mein Vater hatte nur eine Schwester; sie ist schon gestorben als sie vier Jahre alt war. Er hatte keine Brüder. Deshalb haben wir die Verwandschaftsbande mit den Verwandten meiner Mutter, meinen Kusinen und Vettern, mehr im Stande gehalten.Weil mein Vater Holländer war, war er in Deutschland nicht wehrpflichtig. Als der Vater 1930 in unserem Elternhaus eine Wirtschalt gründen wollte durfte er das nicht: Auslander bekamen dafiir keine Genehmigung. Deshalb hattte er sich damals naturalisieren lassen. Meine Schwestern, die jünger sind als ich und noch nicht achtzehn Jahre alt waren, wurden dann auch Deutsche. Das Naturalisieren kostete ziemlich viel und auch deswegen bin ich Holländerin geblieben.
Drei Jahre später, als ich im Jahre 1933 Rickhotf heiratete, wurde ich durch diese Ehe Deutsche well mein Mann Deutscher war. In dieser Weise bin ich auf diesen Bauernhof beim Kloster Frenswegen gekommen, einen Bauernhof gepachtet von dem Fursten von Bentheim. Alle Bauernhöfe um das Kloster herum sind Pachthöfe.

Arbeiten für den Grafen…

ln früheren Zeiten muszten die Bewohner der Pachthöfe beim Kloster Frenswegen ab und zu fur den Pachtherrn arbeiten. Auch die Frauen der Pächter muszten im Sommer auf dem Acker helfen. Meine Schwiegermutter hat das noch mitgemacht und tatsächlich auch getan. Diese Frauenarbeit ist abgeschaftt worden nachdem die Fürstin, die Mutter des heutigen Fürsten, im Wochenbett gestorben ist und ihr Mann mit zwei kieinen Kindern zurückblieb. DieseChristian Furst zu Bentheim Furstin, die noch eine Verwandte von Königin Wilhelmina war, hat, als sie in gesegneten Umständen war, schon gesagt, dasz diese Arbeit für Frauen ihrer Meinung nach zu schwer war. Diese Frauen waren ja auch manchmal in gesegneten Umständen.
Die Arbeit für den Fürsten als Pflicht is abgeschafft worden als der Fürst selber Feldarbeiter einstellte. Heutzutage braucht kein Pächter mehr für seinen Fürsten zu arbeiten. Einige Ausnahmen gibt es noch: bei einem Brand musz jeder helfen das Feuer zu löschen und wenn es eine Treibjagd gibt sind die Pächter die Treiber. Während solch einer Jagd machen auch andere Leute mit und die Arbeitsstunden werden bezahlt.
Der heutige Fürst Christian zu Bentheim und Steinturt (foto rechts) ist ein guter Mann. Er wohnt meistens auf dem Schlosz in Burgsteinfurt und ab und zu in Bentheim. Manchmal kommt er nach Frenswegen, zum Beispiel wenn etwas Besonderes im Kloster veranstaltet ist und bei einer Treibjagd. Das Kloster gehört jetzt einer Stiftung wobei der Fürst noch viel dreinzureden hat. Vor sechs Jahren ist das Gebaude renoviert worden und es wird nun gebraucht als Konferenzort für sechs verschiedene Religionsgemeinschaften. Ab und zu Ubernachten noch Gesellschaften.

Die Bewohner vom Kloster Frenswegen…

Im Jahre 1881 ist die Klosterkirche von Frenswegen nach einem Gewitter abgebrannt. Meine Schwiegermutter erzählte dasz es damals stark wehte. Die Windrichtung änderte sich nachdem die Anwesenden zum Herrn Gott gebetet hatten. Die Folge war dasz das Kloster gespart geblieben ist.
Ubrigens, es gibt jetzt wieder Pläne eine neue Kirche oder Kapelle an der Stelle, wo die Klosterkirche ehemals gestanden hat, zu bauen. Am Ende des vierzehten Jahrhunderts ist der erste Teil des Klosters fertig gebaut worden und jetzt ist es noch eine Frage wie man damals die ungeheuer schweren Steine hierher transportiert hat.
Kloster Frenswegen rechts de kerk di ein 1881 is afgebrandln der Zeit der französischen Revolution ist das Gebäude als Kloster beseitigt und der Fürst  von Bentheim ist Besitzer geworden. lm französisch-deutschen Krieg von 1870/1871 sind hier mehr als sechshundert französische Kriegsgefangene untergebracht worden. Einige von ihnen wurden von den Blattern heimgesucht und sind gestorben.
lm ersten und zweiten Weltkrieg ist das Gebäude nicht für Kriegsgefangene gebraucht. Wohl haben lange Zeit fünf deutsche Zollbeamte mit ihren Familien da gewohnt. lm vorigen Jahrhundert war das auch schon der Fall gewesen. Der Förster wohnte in dem einen, indem die Zollbeamten im anderen Fliigel wohnten. Uebrigens war das Gebäude meistens unbewohnt. Nach der Machtübernahme von Hitler kam die Hitlerjugend ins Kloster.
Vor und in dem Ietzten Weltkrieg wurde das Gebäude vom Rechts Kapel Kloster Frenswegen, afgebrand in 1881    Militär besetzt. Das war keine schöne Zeit. Nach dem Krieg hat die englische Besatzungsmacht das Kloster ungefahr zwei Jahre beschlagnahmt.

Befehle, die Militärstellungen einzunehmen…Marktplatz in Nordhorn

Am Abend vor dem Tag das Deutschland den Krieg erklärte, am ersten September 1939, sollte mein Mann bei einem Bauern ein Schwein einpökeln. Als er auf dem Weg war, fuhr ein Wagen an ihm vorbei. Der Fahrer hielt, nachdem er meinen Mann überholt hatte. Er hatte Panne und  wollte eine Reparaturwerkstatt anrufen. Er möchte wissen wer in der Nähe Telefon hatte. Er erzählte dasz die Hilfe dringlich sei weil er wichtige Dokumente bei sich trug, die eiligst besorgt werden mussten. Als mein Mann ihn fragte was für Dokumente das sein dürften sagte der Mann dasz er Militärbefehle bei sich hätte, die er den Soldaten bestellen müszte, die mit dem Grensschutz beauftragt worden waren.
Als wir uns am nächsten Morgen um fünf Uhr auf den Weg machten die Kühe zu melken kamen viele Soldaten vorbei. Etwas später erzählte eine Nachbarin dasz ihr Mann schon um sechs Uhr mit seinem Pferd zum Marktplatz in Nordhorn gehen sollte. Hitler brauchte nämlich Pferde für das Heer. An jenem Tag, erzählte man hier, hatte Hitler das ‘Machtswort’ gesprochen und die Soldaten der Wehrmacht muszten angreifen.

Befreiung vom Militärdienst…

Marienkrankenhaus in NordhornAls am zehnten Mai 1940 deutsche Truppen Holland angriffen, waren wir bei der Beerdigung eines Vetters, es war das Kind meines Schwagers. Wir sahen die Soldaten überall an uns vorüber marschieren, Truppen zu Fusz auf dem Wege nach Coevorden oder Denekamp. Auf dem Friedhof konnten wir hören dasz geschossen wurde. Wir wollten möglichst schnell wieder nach Hause. Mein Mann, der 1899 geboren ist, wurde 1939 zum Heeresdienst einberufen. Aber weil er einen Bauernhof hatte und auch noch Hausschlächter in der Nach-barschaft war, brauchte er nicht in Militärdienst.
Jedermann hatte damals ein Schwein. Das sollte im Winter geschlachtet werden. Das Schlachten war keine schöne Arbeit: man muszte immer bei Kälte und Feuchtigkeit arbeiten. Auf dem Fahrrad fuhr er durch die Marienkrankenhaus in Nordhorn ganze Nachbarschatt. Im ersten Weltkrieg ist mein Mann wohl im Militär gewesen: er hat im siebzehnjährigen Alter schon in Frankreich gedient.
lm zweiten Weltkrieg hatten wir einen Luftschutzkeller gemacht. Als wir mal drin waren ist hier in der Nähe ein groszer viermotoriger amerikanischer Bomber abgestürzt. Das Flugzeug ist von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossen worden und hier in der Nähe auf der Eisenbahnlinie niedergestürzt; es hatte die Bomben schon irgendwo anders abgeworfen. Die Bruchstücke flogen herum, alles brannte und alle Fensterscheiben der Bauernhofe waren zersprungen.
Ich kan mich noch erinnern, dasz an einem Tage im Jahre 1944, als ich in Nordhorn im Marienkrankenhaus lag, auch Bomber über der Stadt flogen und ein Angriftszeichen gaben. Mein Mann sah das als er zu Hause war und fürchtete, dasz auch Bomben auf das Krankenhaus fallen würden. Er is dann auf dem Rad zum Krankenhaus gefahren. Zum Glück sind die Bomben da nicht gefallen. Später stellte sich heraus dasz eine der Fabriken von Povel das Ziel gewesen war.
Aber auch da sind die Bomben nicht gefallen, denn schlieszlich sind sie in der Nachbarschaft Hesepe niedergekommen. In einer Tiefe von zwölf Metern sollen da noch Bomben liegen.

Keine Achs, sondern Eier…

Am Ende des zweiten Weltkrieges muszten junge Männer die kaum sechzehn Jahre alt waren schon in Militardienst. Unser Nachbar hatte einen Zwilling, der in diesem Alter auch schon Soldat wurde. Ostern 1945 kamen sie beide zuriick. Englische Soldaten hatten ihnen gesagt, dasz sie nach Hause gehen konnten: ”zur Mutti, um Milch zu trinken”.
Am Ostersonntag 1945 kamen hier etwa acht deutsche Offiziere; sie waren mager, schmutzig und hungrig. Sie baten uns um eine Mahlzeit und möchten sich waschen und aufputzen. Als die Oftiziere im Begrilt waren abzufahren sagte einer zu mir dasz wir die Amerikaner, wenn sie morgen kommen würden, genauso behandeln sollten wie wir sie behandelt hatten. lch erschrak und mein Herz klopfte stark. Wir wuszten ja nicht wie es gehen würde, die Zukunft war unsicher für uns in jener Zeit. Bevor die Offiziere abfuhren bekam mein Mann eine Flasche Wein, die sie noch bei sich hatten und dann fuhren sie ab, Richtung Bremen.Amerikanischer Bomber vom Typ B-17 (Fliegende Festung)
In der Nacht, bevor die Engländer kamen, hatten sich hier viele Menschen versammelt. Sie fürchteten sich und wuszten nicht was geschehen würde. ln unserem Haus hatten sich mindestens vierzig Personen, zumeist Verwandte, versammelt. Sie sind hier ungefähr drei oder vier Tage geblieben. Zum Glück konnten einige von ihnen Englisch sprechen und verstehen.
Als die englischen Soldaten kamen, wurden sie ins Kloster beheimatet. Sie haben uns gut behandelt und das wunderte uns eigentlich. An einem Tag kamen zwei von ihnen zu uns und möchten ‘eggs’ (Eier) haben. Mein Mann konnte kein Englisch verstehen und sagte, dasz er den ‘Achs’ wohl holen würde. Als er damit zurückkam lachten die Soldaten laut und erklärten ihm, dasz sie das nicht meinten sondern dasz sie Eier möchten. Mein Vater gab ihnen die Eier und tauschte sie für Zigaretten.
Damit war er sehr froh und zulrieden denn in den Kriegsjahren gab es kaum etwas zu rauchen. Die englischen Soldaten haben geraume Zeit hier im Kloster gewoht.
                                                                        Foto boven: Amerikanischer Bomber vom Typ B-17 (Fliegende Festung)

Dit verhaal is met toestemming van de Stichting Heemkunde Denekamp overgenomen uit ‘Kuieren langs de grens’, uitgegeven in 1992.

Redactie:
Uit dit verhaal blijkt dat M. Rickhoff-Borggreve familie is van Borggreve (Boarnk) in Tilligte. Wie is bekend met de namen van haar ouders (zie 1e foto) en grootouders?